Am 15. Mai 2021 jährte sich das Jubiläum des Artikel 218 Strafgesetzbuch, das Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland kriminalisiert zum 150. Mal.
Zu diesem Anlass rief das Bündnis für Sexuelle Selbstbestimmung (BfSS) Passau zu einer Kundgebung im Klostergarten auf. Mit einem vielseitigen Programm, das verschiedene Redebeiträgen, eine Tanzeinlage, Livemusik und eine Menschenkette enthielt, haben wir gemeinsam gegen diesen Steinzeit-Artikel demonstriert.
Den Anfang machte Jakob von Fridays for Future Passau, der uns eine kurze historische Einordnung des §218 gab. Somit war allen Beteiligten klar, wieso dieser Artikel so umstritten ist und wie sehr er die Freiheit auf Selbstbestimmung im Sinne von „my body my choice“ von Schwangeren in Deutschland einschränkt. Weiter ging es mit einer sehr persönlichen Rede von Naomi, die die Jusos vertritt. In ihrem Beitrag ging es unter anderem um Rape Culture, sexuelle Freiheit und die Wichtigkeit von Einvernehmen.
Die anschließende Musik-Einlage des „Feministischen Krawall Kollektivs“ (FKK) lockerte die Stimmung im Klostergarten ganz schön auf, so tanzten wir alle begeistert zu „Feminazi“, „You don’t own me“ und „Freiheit“. Die Bandmitglieder haben sich extra zum 8. März, dem Frauenkampftag, zusammengetan, da sie „keine Lust mehr auf die von cis-Männern geprägte Musikwelt in Passau hatten.“ So durften wir die fantastische Musik dieser fünf erneut am 15. Mai erleben.
Einen ganz anderen Einblick gab uns nun Stefanie Öller, die Vorsitzende von ProFamilia Bayern. Mit ihrem praktischen Bezug könnte sie uns die Realität von Schwangeren in Bayern näherbringen.
Lea von ProChoice machte nun mit uns einen gedanklichen Rundgang durch die Innenstadt Passaus und erklärte an welchen Orten antifeministisches Handeln zu sehen ist. So war ein gedanklicher Stopp beispielsweise bei den „40-Tage für das Leben“ Protesten des Fundamentalisten Andreas Eimannsberger vor ProFamilia in der Leopoldstraße oder vor dem Rathaus, da ein Stadtratbeschluss immer noch Schwangerschaftsabbrüche am Passauer Klinikum verhindert.
Die angestaute Wut über diese Ungerechtigkeiten konnten wir jetzt beim Tanz des chilenischen feministischen Kollektivs „Las Tesis“ entladen. Nun folgte eine Menschenkette, die deutschlandweit an verschiedenen Kundgebungen des BfSS durchgeführt wurde. Mit Absperrbändern und Kleiderbügeln füllten wir ganz coronakonform den Klostergarten aus. Beendet wurde die Demo mit erneuter toller Livemusik von FKK. Leider konnten nicht alle geplanten Programmpunkte durchgeführt werden, so mussten wir auf die Schreiminute und tolle Redebeiträge verzichten. Trotzdem war die Kundgebung mehr als gelungen und wir hoffen alle sehr, dass wir nächstes Jahr die Abschaffung des §218 StGb feiern dürfen!
Fotos: ©Lynn Ries