Wir über uns

Als feministisches Bündnis, das für sexuelle Selbstbestimmung steht, ist es uns besonders wichtig zu betonen, dass nicht nur Cis-Frauen (also Frauen, die mit dem biologischen Geschlecht „weiblich“ geboren wurden und sich auch als „Frau“ identifizieren) schwanger werden können. Wir verwenden in unseren Texten daher geschlechterneutrale/geschlechtergerechte Sprache (z.B. „Schwangere“), damit alle Menschen angesprochen werden und nicht nur solche, die in die binäre Geschlechterordnung und das heteronormative Weltbild unser Gesellschaft passen.

Wer wir sind und wofür wir stehen

Das Bündnis ist ein Zusammenschluss von feministischen, demokratischen, nicht religionsgebundenen, intersektionalen Gruppen, Beratungsstellen sowie Einzelpersonen. „Zusammenschluss“ bedeutet, dass wir unsere Ressourcen themenspezifisch bündeln, um sie zielführend einzusetzen. Das Bündnis entstand durch eine gemeinsame Initiative von ProChoice Passau und ProFamilia mit dem Ziel, das Thema – eine gute medizinische Versorgung von Schwangerschaftsabbrüchen in Niederbayern – der Bevölkerung näher zu bringen, über das Thema Schwangerschaftsabbrüche allgemein aufzuklären und schließlich gemeinsam für eine flächendeckende Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen in Niederbayern zu kämpfen.

In ganz Niederbayern gibt es lediglich zwei Möglichkeiten, einen Schwangerschaftsabbruch durchführen zu lassen. Ein Beschluss des Passauer Stadtrats aus dem Jahr 1989 sorgt immer noch dafür, dass das Klinikum Passau keine Schwangerschaftsabbrüche nach den Beratungsregeln durchführt und dabei auf ein Verbot seitens der Stadt verweist. Für Schwangere bedeutet dies enorme zusätzliche Hürden, vor allem eine lange und kostenintensive Anfahrt, aber auch eine gefährliche und schmerzhafte Heimreise, wenn der Schwangerschaftsabbruch nur ambulant durchgeführt werden kann.
Die Blockade des Stadtrates und des Klinikums greift tief in das Selbstbestimmungsrecht von ungewollt Schwangeren ein. Schwangerschaftsabbrüche müssen als Teil der öffentlichen medizinischen Grundversorgung unabhängig von persönlichen und jeglichen religiösen oder ideologischen Vorbehalten betrachtet werden. Jede Person muss selbst über ihren Körper entscheiden können. Alter, sozialer Status, Be_hinderung, Weltanschauung, rassistische Zuschreibungen, Aufenthaltsstatus, Sexualität und Geschlechtsidentität dürfen dabei keine Rolle spielen. Weder Staat noch Stadt dürfen in diese persönliche Entscheidung eingreifen. Der Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen ist ein Menschenrecht und muss stets gewährleistet sein – egal wo, egal wer, egal warum.
Das Bündnis steht für körperliche, sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung und für flächendeckende Gewährleistung medizinisch sicherer Schwangerschaftsabbrüche als Teil der öffentlichen gesundheitlichen Grundversorgung.

Unsere Forderungen

  • Hürden für Schwangerschaftsabbrüche abschaffen
  • Flächendeckende Versorgung  durch Ärzt*innen und Kliniken in Passau und Niederbayern
  • Den entsprechenden Beschluss der Passauer Stadtrats kippen
  • Schwangerschaftsabbrüche endlich als Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung betrachten. 
  • Die Versorgung für ungewollt Schwangere krisenfest machen, sodass Schwangere auch in außergewöhnlichen Zeiten, z.B. während einer Pandemie, weiterhin Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen haben
  • Das Thema Schwangerschaftsabbruch und von seinem ideologisch aufgeladenem Stigma befreien und ungewollt Schwangere vor Diskriminierung bei der Inanspruchname eines Schwangerschaftsabbruchs oder entsprechender Beratung schützen
  • Streichung der §§ 218, 219a StGB und freien Zugang zu Informationen zum Schwangerschaftsabbruch
  • Niedrigschwellige Aufklärung über sexuelle und reproduktive Gesundheit und die dazugehörigen Rechte
  • Rechtssicherheit für behandelnde Ärzt*innen
Außerdem ist uns wichtig
  • umfassende Informationen über und den kostenfreien Zugang zu Verhütungsmitteln, mindestens für Menschen mit geringerem Einkommen
  • kostenfreie Vergabe der „Pille danach“ als Notfallverhütung
  • Ausbildung in den Methoden des Schwangerschaftsabbruchs in den Studiengängen für Medizin
  • geschlechtersensible Sexualaufklärung für alle
  • umfassende rechtliche Anerkennung aller Formen des Zusammenlebens
  • staatliche, soziale und ökonomische Unterstützung sowie die notwendige Infrastruktur für alle, die sich für ein Kind entscheiden, sodass diese ihre eigene Lebensplanung aufrecht erhalten können

Unsere Arbeit

Die Bündnismitglieder treffen sich monatlich in einem Plenum, um die Sachlage zu besprechen und zukünftige Aktionen und Vorgehensweisen zu planen. Darüber hinaus arbeiten wir in Arbeitskreisen, die sich jeweils mit einem bestimmten Thema beschäftigen. Es kann sich dabei um Arbeit bzgl. der bündnisinternen Organisation handeln, um Öffentlichkeitsarbeit oder um das Organisieren von Aktionen – z.B. Kundgebungen, Aktionstage, Informationsveranstaltungen, aber auch um das Arbeiten an konkreten, „realpolitischen“ Lösungen auf kommunaler Ebene in Zusammenarbeit mit politischen Vertreter*innen.